Durch Vertrauen schafft Gott in uns ein Vakuum seiner selbst, das nur er selbst ausfüllen kann.
Einige Stunden vor seiner Verhaftung erklärte Jesus: „Darum liebt mich mein Vater, weil ich mein Leben lasse, auf dass ich es wiedernehme. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selber. Ich habe Macht, es zu lassen, und habe Macht, es wiederzunehmen. Dieses Gesetz habe ich empfangen von meinem Vater.“
Und als sich Jesus während seines Verhörs vor dem römischen Prokurator nicht verteidigt, da insistiert Pilatus: “ Redest du nicht mit mir? Weißt du nicht, dass ich die Macht habe, die kreuzigen zu lassen oder dich frei zu sprechen? Da antwortete Jesus: “ Du hättest keine Macht über mich, wäre sie dir nicht von oben herab gegeben.“
Meister Eckhart (1260 – 1327) beschreibt in diesem Kontext, dass in dieser Geisteshaltung der völligen Hingabe die höchste Form der Macht liegt, da sie uns mit dem zeitlosen Allwillen Gottes untrennbar vereint – und dass diese Vereinigung als zwingende Notwendigkeit erfolgt:
„Wo immer der Mensch in wahrem Gehorsam aus sich ausgeht und sich dem seinen entschlägt, in denselben muss hinwieder Gott notwendig eingehen; denn wenn einer für
sich selber nichts mehr will, für den muss Gott so wollen wie für sich selber. Wenn ich meines Willens entäußert habe in die Hand meines Obern und mir selber nichts mehr will, so muss Gott für mich wollen. Und soviel er dann mich außer acht ließe, soviel ließe er sich selber außer acht. Also kurz: Wo ich nicht selber will, da will statt meiner Gott.
Nun gib acht! Was will er da, wo ich nicht will. Worin ich mich lasse, darin muss er mir notwendig alles das wollen, was er für sich selber will, nicht weniger und nicht mehr, und in der nämlichen Weise, mit der er für sich selbst will.“